Sulzbach: Die Mauern standen genau 236 Jahre an Ort und Stelle. Die Rede ist von den Überresten der ehemaligen Blaufabrik in Sulzbach. Es war der aus Frankfurt stammende Kaufmann Peter Saueracker, der 1786 die Fabrik für die Erzeugung von Salmiak und „Preußisch blau“ gründete. Die Leitung unternahm Sauerackers Schwager, der Chemiker Carl Philipp Vopelius.
Im 19. Jahrhundert nahmen die Geschäfte des Unternehmens Fahrt auf, denn die wirtschaftliche Situation im Saarland zeigte durch die Industrialisierung einen positiven Trend. War das Werk Anfang des Jahres 1860 mit zehn Arbeitern gestartet, so waren gegen Ende des gleichen Jahres bereits rund 60 Mitarbeiter in der Fabrik beschäftigt, die die Farbenproduktion entsprechend steigerten.
Bis zum ersten Weltkrieg waren rund 100 Arbeiter bei der Blaufabrik beschäftigt und die Gesamtproduktion an Farben und Chemikalien stieg auf rund 400.000 kg im Jahr an. Das hauptsächliche Produkt war das „Berliner Blau“, was der Fabrik ihren Namen gab. Die Nachfrage danach war sehr hoch. Mit der Sulzbacher Farbe wurden Wände gestrichen, Textilien, Keramik und Porzellan gefärbt. Die Blaufabrik lieferte in die ganze Welt, in den 1920er Jahren hatte die Firma Kunden in China, Japan, Indien und Südamerika.
Die neue politische Situation nach der Rückgliederung an das Deutsche Reich 1935 ließ den Absatz einbrechen und machte den Bezug von Rohstoffen aus dem Ausland fast unmöglich. So gelang es der „Blaufabrik“ nicht, nochmal Fuß zu fassen. Die Konkurrenz war zu stark. Das Traditionsunternehmen stellte im März 1938 seinen Betrieb ein.
Nun haben diese Woche die Abbrucharbeiten an der Blaufabrik begonnen. Nach 87 Jahren ohne Fabrikbetrieb verschwindet nun die Ruinenlandschaft. „Der Abbruch bedeutet einerseits ein lachendes und andererseits ein weinendes Auge für Sulzbach“, erläuterte Bürgermeister Michael Adam beim Beginn der Arbeiten. Denn einerseits verschwände jetzt ein Schandfleck in Sulzbach, so Adam. „Damit verschwindet natürlich auch andererseits ein Stückweit Geschichte; wir wollen aber die Grundmauern der Halle erhalten und diese in einem zweiten Schritt bei Vorliegen einer passenden Förderkulisse in einer renaturierten, parkartigen Landschaft integrieren. Es geht uns darum, für die Bürgerinnen und Bürger den Platz als einen geschichtlichen Ort erlebbar zu machen“, erläuterte Bürgermeister Michael Adam weiter.
Die Mauern der Blaufabrik werden nach Angabe der ausführenden Firma über etwa fünf Wochen hinweg schrittweise abgebaut und also nicht ganz verschwinden. Ebenso wenig wie die Erinnerung an diesen traditionsreichen Ort.